Sonnigen Tag! Am vergangenen Wochenende hatte ich eine kleine Magenverstimmung. Habe wohl zu viel Pfützenwasser geschlabbert oder Gras gefressen, das durch den Regen hübsch vollgesaugt war mit Umweltgiften, die die Zweibeiner ablassen ohne groß darüber nachzudenken. Mir war hundeelend und ich konnte nicht anders, als den Inhalt meines Magens auf dem Teppich meines Herrchens zu verteilen – würg! Danach ging`s mir schon deutlich besser und nach einem Diät-Tag mit leichter Kost (Huhn und Reis) war ich wieder obenauf. Es tut eben gut, wenn man loswerden kann, was einem quer im Magen liegt.
„Auskotzen“ sagt man dazu in der vulgären Sprache der Zweibeiner. Und wie ich festgestellt habe, benutzen sie dieses Wort nicht nur zur Beschreibung des körperlichen Erbrechens. Es dient auch als Synonym dafür, sich etwas von der Seele zu reden, das einen bedrückt oder ärgert. Diese Form des „Auskotzens“ hat für den Betroffenen ebenfalls eine befreiende Wirkung. Ihm geht es danach schon ein wenig wohler.
Doch leider können viele Zweibeiner ihrem Herzen nicht Luft machen, weil sie keinen Partner oder Freund haben, der für sie die Rolle des Putzeimers übernimmt, in den sie vorbehaltlos hineinkübeln können. Es ist niemand da, der hinter ihnen sauber macht, so wie mein Herrchen hinter mir. Oder sie haben zwar jemanden, mit dem sie reden könnten, trauen sich aber nicht, weil sie fürchten, ihm zu viel zuzumuten oder ihn zu verärgern. Oh, die Zweibeiner sind ja so schnell verärgert! Und es fällt ihnen unheimlich schwer, einen begonnenen Streit zu beenden oder eine Beleidigung zu vergessen. Da sollten sie sich uns Hundis als Vorbild nehmen.
Wenn es zwischen mir und Herrchen mal einen Zwist gibt, weil wir über meine Erziehung unterschiedlicher Ansicht sind, habe ich das gleich wieder vergessen und spiele mit ihm, als wäre nie etwas gewesen. Ich lebe im Augenblick. Nicht in der Vergangenheit. „Nachtragend“ bin ich nur, wenn ich meinem Marc die Socken bringe, die er im Zimmer herumliegen lässt 🙂
Ich riech Euch später!
Eure Gina
P.S: Falls Ihr Euch fragt, warum ich so blumige Begriffe wie „Synonym“ und „Zwist“ kenne: Ich habe ein paar Seiten von Herrchens Lexikon gefressen! 😉
Sonnigen Tag! Ein Menschlein namens Henrik Ibsen hat einmal gesagt: „Etwas Gescheiteres kann einer doch nicht treiben in dieser schönen Welt, als zu spielen.“ Auch für uns Hundis, besonders für einen so jungen wie mich, ist spielen das Allergrößte. Es macht unendlich viel Freude – und trainiert nebenbei meine Fähigkeiten. Wir Retriever sind Apportierhunde, die erlegtes Wild aufspüren und zum Jäger zurück tragen. Deshalb bestehen meine Lieblingsspiele aus „suchen“ und „bringen“. Oder „search and destroy“, wie Marc hin und wieder dazu sagt, weil ich manches Spielzeug gerne mit meinen Backenzähnen zernage 🙂
Mittlerweile kann ich mir sechs verschiedene Gegenstände merken, die Marc in unserer Höhle verteilt, während ich ihm zuschaue. Dann sammle ich sie in der Reihenfolge auf, in der sie auf den Boden gefallen sind, also Nummer 1, 2, 3 und so weiter. Das strengt meinen kleinen Kopf ganz schön an. Neben diesem „normalen“ Apportieren gibt es eine Variante, die ich bevorzugt am Abend spiele mit dem Marc und der Nanny (einmal hat sogar der Onkel André mitgemacht). Dieses Spiel kann ich zur Nachahmung empfehlen. Es heißt: „Einkaufen.“ Man nehme einen Stoffbeutel, fülle ihn mit Spielzeug, das man anschließend großzügig im Raum verteilt. Nun muss Hundi die Teile auflesen, und sie nach und nach in den geöffneten Beutel fallen lassen. Solange bis alle ausgestreuten Spielsachen „eingekauft“ wurden.
Was mir auch Spaß macht, ist das Dog Dancing. Ich kann mittlerweile „swingen“, das heißt auf Kommando mit den Vorderpfoten auf den Beinen meines Herrchens stehen und hin und her schwingen, durch die Beine Slalom gehen und Rückwärts laufen, wenn ich den Befehl „back“ höre. Um mir das beizubringen, benutzt Marc einen Klicker – das ist so ein Plastikding, das Klick-Klack macht, wenn man drückt. Früher hieß sowas, glaube ich, Knackfrosch. Es signalisiert mir, dass ich etwas richtig gemacht habe und nach jedem Klick bekomme ich ein Stück Banane. Natürlich könnte mich Herrchen mit seiner Stimme bestätigen, doch das klappt manchmal nicht so schnell und genau wie das Klicken. Man muss sich den Klicker wie den Auslöser einer Kamera vorstellen, die exakt die Bewegung im Bild festhält, die man sehen möchte. Beispiel: Marc hebt den Fuß. Solange, bis ich irgendwann gleichzeitig die Pfote hebe. In dem Moment folgt der Klick und die Belohnung. Nach zahlreichen Wiederholungen begreife ich: Jedes Mal, wenn er den Fuß hebt, muss ich meine Pfote heben – dann gibt`s was Leckeres!
Der Klicker ist allerdings kein Wundermittel der Erziehung. Gelegentlich bin ich trotzdem außer Rand und Band und versuche, meine Menschen zu wilden Raufspielen aufzufordern, die ich naturgemäß gerne mag. Anspringen, knuffen, in die Ohren zwicken – das ist unter uns Hundis selbstverständlich. Die Menschen mögen das eher weniger und verbieten es häufig. Blöd 😦
Kann ich etwas dafür, dass sie dünne Haut haben und immer gleich quietschen, wenn ich sie mal kneifen möchte?
Die Tante Borghild wollte ich ebenfalls anknabbern, als wir neulich zum Mittagessen im Maison du Pain waren. Sie hatte eine verführerische Jacke an – zum Reinbeißen lecker! Aber sie hat`s untersagt und ich hab`s gelassen. Zur Belohnung knuddelte sie mich ganz lieb. Tante Borghild versteht sich auf Hundis. Sie hatte nämlich früher einen Retriever-Rabauken wie mich. Außerdem kennt sie sich mit Erziehung aus, weil sie als Lehrerin die kleinen Menschlein unterrichtet. Ich denke, das macht sie auch auf spielerische Weise, weil sie weiß, dass es die beste Methode ist, um etwas zu begreifen. In ihrer Grundschule hat Marc aus seinen Kinderbüchern vorgelesen, was für ihn ebenso eine Art Spiel ist – genau wie das Schreiben.
Für die Werbung seines neuen Buchs, hat er mich übrigens als Model eingesetzt. Ein Kinderspiel für mich, denn ich musste im Grunde nicht viel tun. Aber das könnt ihr euch selbst ansehen, wenn ihr diesem Link folgt zum Trailer von „Wo ist der Tannenbaum?“. Ein ideales Weihnachtsgeschenk, wenn ihr mich fragt. Bis dahin dauert`s zwar noch, aber auf dieses Fest freue ich mich jetzt schon. Ob ich dann mit den Christbaum-Kugeln spielen darf? 😉
Ich riech euch später!
Eure Gina