Die Welt aus der Sicht eines Golden Retrievers

Monatsarchiv: April 2014

Sonnigen Tag! Das Osterfest steht vor der Tür. Da gehen die Zweibeiner auf die Jagd nach bunten Eiern. Also für mich ist das keine Schwierigkeit. Ich bin eine Meisterin des Suchens und Findens. Tja, und ich räume sogar die Spielzeuge, die Herrchen wahllos in unserer Höhle verstreut hat, ordentlich in meinen Korb – wie Ihr im Video sehen könnt.

Aber eigentlich geht es an Ostern ja nicht um die Eier, habe ich mir sagen lassen, sondern um eine Auferstehung. Das ist so etwas wie ein Neu-Anfang. Damit tun sich die Zweibeiner sehr schwer, wie ich mitbekommen habe. Sie finden viel leichter versteckte Eier, als einen neuen Anfang zu wagen, besonders wenn es darum geht, einen Streit beizulegen. Dann haben selbst diejenigen ein phänomenales Gedächtnis, die sich eigentlich nichts merken können. So wie ich mich erinnere, wo meine Stofftiere zum Aufsammeln liegen, sind sie Künstler im Aufrechnen vergangener Verstöße, tragen sämtliche Fehler ihrer Mitmenschen zusammen und reiben sie ihnen unter die Nase. Auf die Art, gibt es keine Versöhnung und der Zank geht munter weiter. Wer an alten Geschichten festklammert, der schafft keinen neuen Start – keine Auferstehung.

Bei uns Hundis ist das anders. Ich präsentiere meinem Herrchen keine Liste, auf der seine Erziehungsfehler der Vergangenheit aufgeführt sind – obwohl die ziemlich lang wäre 😉
Ich sehe ihm seine Macken nach. Und er mir, hoffe ich, die meinen. Meine gröbste Flegelphase ist zwar vorbei, aber ab und zu gibt es dennoch einen Anlass, dass wir zwei uns „ernsthaft“ miteinander unterhalten. Wie neulich, als ich partout das aufgeweichte Brötchen fressen wollte, das auf der Wiese in Hofheim lag (und einen Tag später den Butterkeks in Mammolshain). Er meinte, das sei „pfui“. Ich widersprach, es sei „lecker“ 🙂

Auch nach solchen Diskussionen, bei denen ich meiner Ansicht nach zu streng gemaßregelt werde, bin ich Herrchen nicht böse. Ich spiele und knuddele mit ihm wie zuvor. Was war, habe ich vergessen. Was für mich zählt, ist der Augenblick. Um nachtragend zu sein, fehlt uns Wauwis der „überlegene“ Intellekt des Menschen. Wir gelten als einfältig und können daher alte „Sünden“, die Zweibeiner an uns begehen, hinter uns lassen und unser Zusammenleben mit ihnen immer von Neuem beginnen, ohne zu grollen. Das soll kein Freibrief sein für unsere Herrchen und Frauchen mit uns umzuspringen, wie es ihnen beliebt, uns zu knechten, zu prügeln und zu misshandeln. Aber selbst in den traurigen Fällen, in denen meine Artgenossen wie Dreck behandelt werden, hören sie nicht auf, ihre Menschen zu lieben. Hunde sind eben doof, könnte mancher sagen. Nein, sage ich. Sie sind treu. Aber die Treue ist ja auch so ein Wert, mit dem Zweibeiner ihre Mühe haben…

Ich wünsche Euch schon mal ein sonniges Osterfest!

Eure Philosophen-Hündin Gina 🙂