Die Welt aus der Sicht eines Golden Retrievers

Monatsarchiv: Februar 2015

Gina Erzogen

Sonnigen Tag! Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gestartet?!

Bei mir fing es erst einmal beschissen an – im wahrsten Sinne des Wortes. Ja, ich gebe zu, dass ich am Neujahrstag schon wieder Flitzekacke bekommen habe. Zu viel Schnee, zu viel Matsch und zu viel Stöckchen gefressen. Vielleicht hätte ich doch auf Herrchen hören sollen, der mir den übertriebenen Genuss dieser kleinen Köstlichkeiten verboten hatte. Andererseits machen Verbote eine Sache oftmals noch verlockender, als sie es ohnehin schon ist 🙂

Womit wir bei der Erziehung wären. Ich habe mitbekommen, dass die Zweibeiner gerade sehr aufgeregt darüber diskutieren, wie sie ihre Welpen (genannt Kinder) am besten erziehen können und ob es möglich und sinnvoll ist, die Kleinen in Würde zu bestrafen, falls sie etwas aufgefressen … ähm … ich meine ausgefressen haben. Wie schade, dass ich zu diesem Thema nicht befragt werde. Denn ich bin eine Expertin! Ja! Ohne Witz! Aus meiner mittlerweile zweijährigen Praxiserfahrung kenne ich die wichtigsten Grundlagen einer erfolgreichen Erziehung, nämlich Konsequenz und Beharrlichkeit.

Durch konsequentes Nörgeln und beharrliches Nervtöten schaffe ich es seit meinem Einzug in Herrchens Höhle meinen Willen durchzusetzen. Zum Beispiel, wenn ich Aufmerksamkeit haben möchte. Dann setze ich mich neben seinen Schreibtisch und stupse ihn so lange mit der Pfote an, bis er irgendwann aufgibt und sich mit mir beschäftigt! Oder wenn ich nach einem Besuch bei Herrchens Eltern, die in unserem Haus einen Stock tiefer wohnen, nach oben in mein Körbchen getragen werden will wie zu besten Welpenzeiten. In dem Fall stelle ich mich auf Opas Sessel und verharre in dieser Position bis ich von Herrchen auf den Arm genommen werde. Das ist sehr bequem und ich weiß, dass er es mühelos schafft (schließlich wiege ich nur knappe 35 Kilo oder so). Beim Stöckchenkauen im Wald ist es übrigens dasselbe Spiel. Nach dem fünfhundertsten „Pfui“ und „Nein“ hat Herrchen keine Lust mehr und lässt mich in Ruhe nagen 🙂

Mit anderen Worten: ich habe ihn mir gut erzogen. Durch Konsequenz und Beharrlichkeit.

Ich kann allen zweibeinigen Welpen nur zur gleichen Taktik raten. Ihr werdet sehen – am Ende seid ihr die Gewinner. Weil eure Eltern zu schwach für euch sind! Glaubt mir! Bei nächster Gelegenheit werde ich mich darüber mit meinem Freund Niklas austauschen. Wir sind im selben Alter und sein Fell hat auch fast die gleiche Farbe wie meines. Allerdings kaut er Salzstangen anstatt Stöckchen. Aber ich wette, er hat seine Mama und seinen Papa genauso im Griff wie ich mein Herrchen – und falls nicht, verrate ich ihm die Tricks.

Bis demnächst

Eure Gina

P.S.: Okay, ich war nicht ganz ehrlich. Es gelingt mir leider nicht immer, meinen Willen zu kriegen. Denn manchmal ist Herrchen konsequenter und beharrlicher als ich. Und dann füge ich mich bis zur nächsten Gelegenheit, bei der ich meine Grenzen austesten möchte. Sollte ich den Bogen dabei überspannen (was quasi niemals nie vorkommt…), werde ich auch schon mal „in Würde“ bestraft. Man kann auch sagen: verbal zusammengefaltet und „ins Platz“ gelegt. Die Strafe muss jedoch auf dem Fuße folgen, wie die Zweibeiner so schön sagen, das heißt sofort in dem Augenblick, in dem ich etwas nicht so Tolles getan habe. Andernfalls wüsste ich nicht mehr, worum es geht und dann würde aus einer verständlichen Zurechtweisung ein willkürliches Gezeter. Ab und zu brauchen wir Hundis eben eine „feste Hand“ (womit keine Schläge gemeint sind). Nichts anderes würden unser vierbeinigen Eltern machen. Denn jeder noch so süße Wauzi stammt von einem Wolf ab. Und Wolfsrudel werden nun mal mit Autorität geführt.